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Sauerland

Erlebe die Natur im Schmallenberger Sauerland

Landlust Reisereportage Sauerland

Dunkelgrün bewaldete Höhenzüge wechseln sich ab mit hellgrün leuchtenden Wiesen und Weiden. Dazwischen mal weite, mal enge, dunkle Täler. Dieses Landschaftsbild bietet das Sauerland und Wittgensteiner Land zwischen Schmallenberg und Bad Berleburg. Mitten durch die meist sanfte, hin und wieder auch raue Landschaft führt der Rothaarsteig. Der insgesamt rund 150 Kilometer lange Fernwanderweg beginnt in Brilon und verläuft über den Kamm des Rothaargebirges bis ins mittelhessische Dillenburg. Der mittlere und vielleicht schönste Teil des Rothaarsteigs führt durch das Schmallenberger Sauerland und das Wittgensteiner Land. Abseits der Hauptverkehrsadern und Tourismusströmen hat sich diese Region viel von ihrer Ursprünglichkeit bewahrt. Naturfreunde und Wanderer wissen das zu schätzen. Sie beleben die kleinteiligen Ortschaften mit ihren malerischen Fachwerk- und Schieferhäusern. Mit grauen Schindeln bekleidete Häuser sind allgegenwärtig.

Dass Schiefer hier in der Region eine große Rolle spielt und noch immer abgebaut wird, fällt dem Besucher schnell ins Auge: Die von Gebirgszügen umgebene Region ist regenreich und die Schieferschindeln dienten nicht nur repräsentativen Zwecken, sondern auch dem Schutz der Bausubstanz. Das namensgebende Gestein des Rheinischen Schiefergebirges, zu dem das Rothaargebirge zählt, entstand vor etwa 300 Millionen Jahren: Schlamm, der sich am Meeresboden abgesetzt und verfestigt hatte, wurde im Zuge der Gebirgsbildung unter immensen seitlichen Druck zusammengepresst.

Im Westfälischen Schieferbergbau- und Heimatmuseum in Holthausen bei Bad Fredeburg erfährt man viel über das reine Naturprodukt. Die Spaltbarkeit zu dünnen Platten machen ihn seit jeher zu einem bevorzugten Bedachungsmaterial. Der Besucher erhält einen Einblick in die historische Entwicklung der Dachplattenfertigung, die trotz zunehmender Mechanisierung auch heute noch handwerkliches Können verlangt. Durch Sägen, Spalten und Zurichten erhält man aus den geförderten Blöcken brauchbare Dachplatten.

Wer einen echten Stollen erleben möchte, kann das in der einstigen „Grube Delle“ und heutigem Schaubergwerk Raumland bei Bad Berleburg tun. Hier wurde von 1860 bis 1923 Wand- und Dachschiefer abgebaut. Heute führt Jutta Plaschke Besucher durch den Stollen. Die Grube ist pechschwarz, schieferschwarz. Hier und da tröpfelt es, aber die Luft ist klar. Etwa acht Grad beträgt die Temperatur, viel wärmer wird es auch im Sommer nicht. Früher haben die Bergleute zunächst ein Loch in das Gestein gebohrt. In die Bohrlöcher wurde Schwarzpulver gefüllt, Strohhalme wurden zu Zündschnüren gedreht und in Specköl getaucht. Innerhalb von acht Sekunden brannte eine solche Lunte ab. Gesprengt wurde abends, damit sich der Staub über Nacht legen konnte. Die Steine hat man direkt vor Ort grob zerkleinert und dann vor die Grube ins Spalthaus gebracht. Mit einem Spaltkeil und einem Hammer wurden die Schieferbrocken dort aufgebrochen, nach und nach immer dünnere Platten herausgelöst. Schließlich war der Schiefer etwa fünf Millimeter dünn. Mit Schablone und Reißnadel konnte nun die gewünschte Schindelform aufgezeichnet und die Schindel mit der Schieferschere in Form geschnitten werden. „Etwa 80 bis 100 Jahre hält so eine Schindel“, sagt Jutta Plaschke, „je nachdem, wie stark sie der Witterung ausgesetzt ist.“

Ein Abstecher in die schmucke Residenzstadt Bad Berleburg führt hinauf zum barocken Schloss in der Oberstadt. Seit mehr als 750 Jahren wird es von der fürstlichen Familie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg bewohnt. Teile des Schlosses können im Rahmen von Führungen besichtigt werden, etwa die Festsäle, Gästezimmer und die Kapelle. Der Schlosspark mit seinem alten Baumbestand und der Orangerie ist frei zugänglich, außerdem kann man in der Schlossschänke im Innenhof verweilen. Schieferverkleidete Häuser säumen den Goetheplatz vor dem Schloss, darunter weitere einladende Gaststätten wie die „Alte Schule“. In der Unterstadt liegt die Ludwigsburg, ein verzierter Fachwerkkomplex aus dem 18. Jahrhundert.

Nicht weit von Bad Berleburg im nördlichen Ortsteil Wingeshausen erwartet den Besucher eine besondere Attraktion: Mächtige Wisente, die größten Landsäugetiere Europas, leben hier auf einem 20 Hektar großen naturbelassenen Areal und können auf dem etwa drei Kilometer langen Erlebnispfad aus nächster Nähe beobachtet werden. Ausgewachsene Tiere sind bis zu drei Meter lang und Bullen können auf ein Gewicht von einer Tonne kommen. Die „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“ liegt an der wunderschönen Strecke zwischen Bad Berleburg und Schmallenberg.

Ganz in der Nähe liegen zwei gute Ausgangspunkte für eine ausgedehnte Wanderung auf dem Rothaarsteig: Latrop und Jagdhaus. Beides Orte, besser gesagt Refugien, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht wünschen. Latrop weit unten am Ende eines verträumten Flusstals. Jagdhaus hoch droben auf dem Rothaarkamm.

Wer den Aufstieg nicht fürchtet, geht von Latrop aus los. Durch das adrette Dorf mit seinen schönen Fachwerkhäusern führt die Talvariante des Rothaarsteigs.
Hier gibt es auch ein kleines „Waldarbeitermuseum“. Untergebracht in einer alten Mühle zeigt die Sammlung alte Werkzeuge, Bilder aus dem Wald- und Dorfleben, alte Försterei-Akten sowie die Entwicklung der Motorsägen. Hier beginnt auch der knapp 5 Km lange Waldarbeiter- und Försterpfad. An 17 Stationen erfährt man so einiges über das komplexe Ökosystem Wald.

Wer direkt auf dem Höhenweg losgehen möchte, kann dies vom Wanderparkplatz in Jagdhaus tun. Richtung Osten verläuft der Weg meist ohne größere Höhenunterschiede. Hie und da geben Schneisen den Blick auf die Höhenzüge des Rothaargebirges frei. Und zur Abwechslung trifft man unterwegs auf die eine oder andere Skulptur wie den „verschollenen Falken“ oder den „Stein-Zeit-Mensch“ auf dem WaldSkulpturenWeg. Wer weiter Richtung Schanze läuft, kommt an den Rand eines tiefen Tals, das eine Hängebrücke quert. Die 40 Meter lange und 12 Meter über dem Abgrund schwebende Brücke ist beliebtes Ziel von Kindern und Spaß suchenden Erwachsenen. Denn beim Überqueren schwingt sie ganz ordentlich. Beschwingt geht es von hier aus weiter oder zurück nach Jagdhaus oder Latrop, wo gemütlichen Einkehrmöglichkeiten das Ende eines erlebnisreichen Wandertages einläuten.