Münsterland
Münsterland-Tour
Landlust Reisereportage Münsterland
Wer erinnert sich nicht an seine Geschichtsstunde über den Dreißigjährigen Krieg. Ein ganzer Kontinent lebte fast drei Jahrzehnte in Not und Elend, ehe durch den Westfälischen Frieden im Jahre 1648 das Blutvergießen ein Ende fand. Damals ritten Boten während der Friedensverhandlungen mit Nachrichten und Botschaften zwischen den Parteien in Münster und Osnabrück hin und her. Auch 365 Jahre später verläuft auf den historischen Pfaden der Friedensreiter die sogenannte Friedensroute – ein beliebter Radwanderweg bei Jung und Alt.
Heute geht es in diesem Landstrich ruhig und friedlich zu. Das spüren wir schon beim Gang durch das schmucke Städtchen Telgte, Ausgangspunkt unserer Tour über die Ost-Route nach Tecklenburg. Den beschaulichen Wallfahrtsort vor den Toren Münsters durchziehen enge Gassen mit kleinen, dicht aneinandergereihten Giebelhäusern. Das Ortsbild bestimmt aber die Propsteikirche St. Clemens mit der barocken Wallfahrtskapelle gleich nebenan. Zum gemütlichen Marktplatz mit seinen einladenden Cafés und Gaststätten sind es nur wenige Schritte, besonders an lauen Sommerabenden ein beliebter Treffpunkt.
Bekannt ist Telgte für seine bis ins 17. Jahrhundert zurück reichende Wallfahrtsgeschichte. Jährlich besuchen rund hunderttausend Pilger die Kapelle mit dem Gnadenbild der schmerzhaften Muttergottes. Eine Wallfahrt besonderer Art findet traditionell an Christi Himmelfahrt statt. Dann rollen oftmals über hundert prächtige wie originelle Kutschen über das Kopfsteinpflaster der historischen Altstadt.
So schön Telgte auch ist, vor uns liegt eine ebenso schöne Tour quer durch die reizvolle münsterländische Parklandschaft mit zahlreichen Schlössern, Wassermühlen und Klöstern. Entlang der gemächlich dahin fließenden Ems führt uns der Weg an zahlreichen Altarmen des renaturierten Flusses vorbei, später durchfahren wir mal goldgelbe Getreidefelder, mal schattige Eichen- und Kiefernwälder. Unser erstes Ziel ist das Wasserschloss Loburg bei Ostbevern. Die vom bekannten Baumeister Johann Conrad Schlaun ab dem Jahre 1760 zum barocken Lustschloss umgebaute Anlage beherbergt heute ein Internatsgymnasium. Hier verlassen wir für ein Stück die Friedensroute und nehmen die landschaftlich reizvollere Strecke entlang des Beverstrangs zum Kloster Vinnenberg. Nach Besichtigung der Wallfahrtskirche lassen wir uns auf der Gartenterrasse des gegenüber liegenden Landgasthauses „Zum kühlen Grunde“ nieder, mit Blick auf einen malerischen Teich und die alte Wassermühle. Bei sommerlichen Temperaturen der richtige Ort um ein kühles Getränk unter Schatten spendendem alten Baumbestand zu genießen. So fühlt sich ein entspannter Urlaubstag an.
Nach dieser Verschnaufpause machen wir uns auf nach Schloss Harkotten bei Füchtorf. Hier erwartet uns eine Doppelschlossanlage – bestehend aus dem barocken Schloss von Ketteler, heute Firmensitz eines bekannten Industriedesigners, sowie dem klassizistischen Bau Schloss von Korff. Die nächste Etappe führt über das Sole-Heilbad Bad Laer weiter nach Bad Iburg. Schon von weitem sichtbar thront das imposante Schloss Iburg auf einem Bergsporn hoch über dem Städtchen am Fuße des Teutoburger Waldes. Hier begegnet uns auch wieder das Symbol des Friedensreiters – wir sind zurück auf der Friedensroute. Vorbei ist es jetzt mit der Fahrt durch die flache Ebene. Vor uns liegt eine kurvenreiche Strecke über Hügel und Täler. Hinter Hagen am Teutoburger Wald verlassen wir wieder die offizielle Route und biegen zur Gellenbecker Mühle ab, um über Natrup-Hagen und Leeden nach Tecklenburg zu gelangen. Kleiner Tipp: Hinter Leeden etwa einen Kilometer nach dem Ortsausgang auf der Straße nach Tecklenburg in die Grafenstraße einbiegen. Dann geht es auf dem letzten Stück sehr idyllisch über den Höhenzug des Teutoburger Waldes nur noch geradeaus bis ans Ziel. Hinter dem Ortseingang von Tecklenburg rollen wir durch verwinkelte Gassen hinunter zum Marktplatz. Beim Gang durch den mittelalterlichen Stadtkern gefallen die vielen liebevoll restaurierten, oft blumengeschmückten Fachwerkhäuser aus dem 16.-18. Jahrhundert. Viele originelle Lädchen und kleine Geschäfte laden zum Bummeln und Stöbern ein. So wie Oma’s Lädchen mit typischen westfälischen Spezialitäten und nostalgischen Geschenkartikeln. Bekannt ist Tecklenburg auch für seine Freilichtbühne mit einzigartiger Kulisse vor den mittelalterlichen Mauern der Burg.